Meine Art der Makrofotografie
Neben der Street- und Naturfotografie ist die Makrofotografie einer meiner liebsten Arten mit der Kamera kreativ zu sein. Es ist einfach absolut beruhigend, früh morgens draußen unterwegs zu sein und die Insektenwelt beim Aufwachen festzuhalten. In diesem Artikel bekommst du einen Einblick in meine Art der Makrofotografie und den ein oder anderen Tipp, wie du bessere Makrofotos machen kannst.
So mache ich meine Makrofotos
Ich fotografiere aktuell mit einer Fuji X-T3 und mit einem 80mm F2.8 Makroobjektiv vom selben Hersteller. Im Gepäck habe ich dazu eigentlich nur noch ein Stativ (Peak Design Travel Tripod) und sonst nichts mehr. Das Stativ kommt aber gar nicht so oft zum Einsatz, da ich ziemlich gerne aus der Hand fotografiere. Das gibt mir die Freiheit schnell die Position ändern zu können und nicht erst lange am Stativ die richtige Einstellung suchen zu müssen.
Motiv finden
Das ist oft der schwierigste Teil. Gehe ich morgens über “meine” Schmetterlingswiese, heißt es die Augen offen halten. Ja, ich gehe meistens am Morgen raus zum Fotografieren von Insekten. Da auch Schmetterlinge, Käfer und Co. schlafen, sind sie morgens noch wesentlich ruhiger und so auch die geduldigeren Models als nachmittags. Das heißt auch, dass der Fluchtreflex noch gehemmter ist und, zum Beispiel, ein Schmetterling einfach sitzen bleibt bis ich meine Bilder habe. Ich bin kein gut geplanter Fotograf. Ein Blick auf’s Wetter und ein zweiter auf die Position der Sonne (zumindest bei mir unbekannten Gebieten) reichen mir aus. Ich gehe dann einfach los, halte die Augen offen und versuche so ziemlich alles fotografisch einzufangen, was die Natur hergibt.
Oft rentiert es sich übrigens auch an einer Stelle zu verweilen. Die Makrofotografie hat den Vorteil, dass es relativ viele Motive gibt. Es macht also absolut Sinn sich einfach mal eine halbe Stunde an den heimischen Haselnussstrauch zu setzen und genau hinzuschauen, den mal krabbelt ein Tierchen hinter einem Blatt hervor, mal landet eine Fliege auf einem Blatt.
2. Die Einstellungen
Es ist immer schwierig DIE Einstellung für eine ganze Art der Fotografie zu nennen, deswegen versuche ich mal meinen Weg zu den richtigen Einstellungen zu beschreiben. Als erstes stellt sich für mich die Frage nach der Bewegungsgeschwindigkeit des Tiers oder der Bewegung des Objekts durch den Wind. Bei Insekten kann es durchaus sein, dass ich da mit einer Verschlusszeit von 1/1000 oder schneller arbeite. In der Regel gilt hier einfach die Verschlusszeit so lang wie möglich zu halten, um die ISO niedrig halten zu können.
Als nächstes schaue ich mir die Blende an. Will ich möglichst viel scharf im Bild haben, setze ich diese auf maximal F8. Meistens ist ein Wert zwischen F4 und F5.6 aber wahrscheinlicher. Aber bitte, habt keine Angst vor Blende F2.8 - ich habe einige meiner besten Bilder mit der Offenblende des jeweiligen Objektivs gemacht.
Am wenigsten Sorgen mache ich mir bei den Settings bei der Wahl des richtigen ISO-Werts. Die habe ich meistens auf Automatik, wobei ich diese auf ISO160 bis ISO 3200 limitiert habe. Klar, ich versuche die ISO schon so niedrig wie möglich zu halten, aber dank einiger Hilfsmittel (Topaz DeNoise) und dem guten Rauschverhalten der Kameras ist auch ein hoher ISO-Wert kein Beinbruch.
Je nach Wetter, Motiv und Bildgestaltung passe ich also die Einstellungen dementsprechend an. Wichtig: Stelle in deiner Kamera wenn möglich als Ausgabeformat RAW ein. Mit diesem Format hast du in der Bildbearbeitung am Ende am meisten Bildinformationen und kannst nachträglich noch richtig viel aus dem Bild rausholen.
3. Autofokus oder manuell fokussieren?
Und wieder lautet die Antwort “Kommt darauf an!”.
Makrofotografie mit dem Stativ
Nutze ich ein Stativ und gehe mit der Belichtungszeit nach oben, würde ich definitiv mit dem manuellen Fokus arbeiten. Meistens ist die Situation durch das Stativ ja eh schon recht stabil und ich muss mir nur Gedanken darüber machen, dass das Tier still hält oder sich der Grashalm nicht bewegt. Bei Schmetterlingen funktioniert das ganz gut. Sobald ich das Stativ platziert und den Bildbereich gewählt habe, aktiviere ich die Bildlupe und stelle das Objekt scharf. Bei leichtem Wind empfiehlt es sich übrigens ein wenig kürzer zu belichten, da sonst durch den wehenden Grashalm oder das bewegte Blatt Unschärfe ins Bild kommt.
Makrofotografie mit dem AF-C
Habe ich ein quirliges Model, lasse ich den Autofokus die Arbeit für mich machen. Wichtig: Der Autofokuspunkt sollte dann auf Spot stehen und der Modus auf AF-C, also auf kontinuierliches Fokussieren. In vielen Fällen klappt das ganz gut. Ich rate bei der AF-C-Methode zu einer relatiiv kurzen Verschlusszeit (über 1/500sec).
Makrofotografie aus der Hand mit dem manuellen Fokus
Aber auch mit dem manuellen Fokus fotografiere ich gerne aus der Hand. Ich stelle den Fokus dann auf die Entfernung die ich zum Motiv habe. Wenn möglich stellt an eurer Kamera dann das Fokus Peaking ein. Diese Fokushilfe im manuellen Fokus zeigt dir anhand roter Markierungen im Display, welche Stellen im Bild scharf sind. Auch hier ist es wichtig, dass die Kamera auf eine schnelle Verschlusszeit eingestellt ist - gerne auch 1/1000sec wenn es das Licht zulässt.
Jetzt legst du die Kamera am Auge an und gehst langsam mit der am Kopf angelegten Kamera auf das Motiv zu. Sobald du es im Fokus hast, siehst du die roten Linien des Fokus Peaking im Display. Du musst jetzt nur noch abdrücken und hast dein Bild im Kasten. Ich mache es ab und an auch so, dass ich die Serienbildfunktion aktiviere und meinen Kopf mit der angelegten Kamera leicht nach vorne und hinten bewege um sicher zu gehen, dass der gewünschte Bildbereich scharf ist. Diese Methode erfordert einiges an Übung ist aber, wenn man mal den Bogen raus hat, eine recht effektive Möglichkeit. Da sich neben dem Objekt oder dem Grund, auch noch der Kopf bewegt rate ich auch hier wieder zu einer schnellen Belichtungszeit ab 1/1000sec.
4. Stativ oder aus der Hand
Ihr kennt die Antwort wahrscheinlich schon… Genau, kommt darauf an. Je nachdem ob es sich um eine Makrofotografie einer Blume, ein still sitzendes Insekt oder um eine quirlige Fliege handelt, entscheide ich mich für oder gegen ein Stativ. Meistens fotografiere ich tatsächlich aus der Hand und in den seltensten Fällen kommt das Stativ zum Einsatz.
5. Bildkomposition
Eigentlich müsste dieser Punkt ganz am Anfang stehen. Denn für mich ist die Komposition des Bildes der wichtigste Teil. Die Komposition entscheidet wie das Bild wirkt, wo der Blick hinfällt, wie der Gesamteindruck ist, was ich ausdrücken möchte. Ich versuche mein Motiv meistens nach der 2/3-Regel zu platzieren. Viele Kameras bieten die Möglichkeit ein Layout über den Bildschirm zu legen. Wenn nicht, stell dir vor, dass du ein Din-A4-Blatt längs und quer in je drei gleiche Rechtecke teilst. Die vier Schnittpunkte die sich ergeben sind die Punkte auf die du dein Objekt platzierst (zum Beispiel das Auge einer Libelle).
Ich achte noch darauf, dass das Bild einen geraden Eindruck macht (Horizont, Grashalm…) und wie der Hintergrund wirkt. Frag dich am besten ob du das Motiv freistellen und den Hintergrund unscharf haben willst oder ob auch der Hintergrund schärfer sein soll. Je nachdem stellst du die Blende ein.
Richtig tricky wird dann die Arbeit mit Kontrasten, wie zum Beispiel dem Hell-Dunkel-Kontrast. So kannst du zum Beispiel die Silhoutte eines Schmetterlings vor der Sonne die durch die Bäume scheint platzieren und einen starken Kontrast erzeugen. Das Motiv wird dann wahrscheinlich relativ dunkel und du hast eine Art Scherenschnitt geschaffen. Alternativ dazu gibt es den Farbkontrast. Wenn du mal nach dem Farbkreis googelst, lernst du, dass auf dem Farbkreis gegenber liegende Farbe gut zueinander passen weil sie einen recht starken Kontrast haben. Blau und gelb ergeben zum Beispiel eine recht schöne Kombination, wie du in dem folgenden Bild gut sehen kannst.
6. Die Arbeit in der RAW-Entwicklung
Wie oben bereits erwähnt, fotografiere ich Makros immer im RAW-Format. Die gemachten Bilder importiere ich mir auf mein MacBook bzw. in mein Bildbearbeitungsprogramm. Bei mir ist das zum Beispiel Capture One. Du kannst aber natürlich auch ein anderes Programm nutzen, wie zum Beispiel Adobe Lightroom oder sogar Photoshop. Im Bildbearbeiter regle ich dann die Gesamthelligkeit, die Lichter, die Schatten und den Weiß- und Schwarzwert. So kannst du schon wirklich viel aus vermeintlich schlechten Bildern rausholen.
Wenn nötig gehe ich auch in die Farbbearbeitung und regle einzelne Farben in der Helligkeit und in der Sättigung. Bei Insekten lohnt es sich zum Beispiel dem Orange-Wert etwas mehr Sättigung zu schenken und dafür die Helligkeit von Orange zu senken.
Zudem korrigiere ich das Bild auch gerne im Schnitt und ziehe es optisch gerade. Du kannst die Schärfe und das Rauschverhalten ebenfalls in den meisten Programmen noch nacharbeiten. Ich nutze dafür gesonderte Programme wie zum Beispiel Topaz DeNoise oder Topaz Sharpen wenn es das Bild verlangt. Die Ergebnisse sind mit diesen Spezialisten einfach ein gutes Stück besser, besonders wenn durch die Verschiebung der Helligkeit eine Unschärfe oder ein größeres Rauschen enstanden ist.
Hauptsache Spaß dabei…
Na? Hast du jetzt Lust auf die Makrofotografie bekommen? Wenn du magst, dann schau dir gleich mal ein paar Bilder in Insektengalerie, Libellen-Galerie oder Schmetterling-Galerie an oder besuche mich auf Instagram. Die Makrofotografie ist eine wunderbar entschleunigende Art der Fotografie - für mich steht der Spaß am Machen und am Draußen sein an der ersten Stelle. Und jetzt: Probier es aus und hab Spaß da draußen!